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Grundlagen von Akupunktur und verwandten Verfahren


Schmerz in der TCM – Teil 2


In der östlichen wie in der westlichen Medizintheorie ist eine schnellstmögliche Beseitigung der Funktionsbehinderung und der Schmerzen unbestritten Therapiestandard. Dabei macht sich eine Differenzierung der Schmerzen aus verschiedenen Blickwinkeln notwendig. Diese wiederum ist Grundlage einer differenzierten Therapieoption über die Entwicklung allgemeiner Behandlungskonzepte bis hin zur Erarbeitung spezieller Therapie-Verfahren durch Akupunktur und TCM, mittels Nadel, Moxibustion, Heildrogenverschreibung oder anderen Reizparametern.

Schmerzlokalisation

In der TCM unterscheidet man Differenzierungen nach der Schmerzlokalisation, nach der Schmerzebene und nach dem Schmerzcharakter. Für die Therapieplanung ist es von enormer Bedeutung, die Schmerzlokalisation genau zu bestimmen, um zur betroffenen Leitbahn und daraus schlussfolgernd zu den betroffenen Organen zu gelangen. Ausschlag gebend sind nur die punktetragenden Leitbahnen als direkter Zugang vom Biao zum Li, damit zu den Zang-Fu-Organen.

Da alle Teile des Organismus über die Leitbahnen und deren Kollateralen untereinander eng vernetzt und verbunden sind und somit in Wechselbeziehung zueinander stehen, müssen Schmerzlokalisation und dessen Ursprung nicht unmittelbar identisch sein. Eine Trennung der Schmerzen von allen anderen klinischen Symptomen ist daher kontraproduktiv, führt selten zur suffizienten Therapie, wird aber besonders im Westen durch die Betonung der reinen Schmerzakupunktur von bedingt wissenden Standesvertretern in der restriktiven Form selbst in Weiterbildungsordnungen festgeschrieben.

Die Anordnung und der Verlauf der Leitbahnen am Rumpf, den Extremitäten sowie am Kopf geben Hinweise auf mögliche Zusammenhänge zwischen Ursprung und Manifestation von einfachen Funktionsstörungen bis hin zu chronischen, therapieresistenten Schmerzen.

Schmerzebene

Die Differenzierung nach der Schmerzebene ist in der TCM eine weitere Möglichkeit mittels der vier diagnostischen Leitkriterien ein umfassendes Bild einer Funktionsstörung oder Erkrankung zu erhalten, lassen sich gleichzeitig aber auch Erkenntnisse über die Ursache der Schmerzen gewinnen. Besonders das Eindringen äußerer pathogener Faktoren oder die Wirkung innerer pathogener Faktoren wird analysiert. Gegensatzpaare wie Kälte und Hitze, Fülle und Mangel/Leere, Störung von Qi und Blut-XUE, u.a.m. sind Bewertungskriterien. Durch die Leitkriterien (Gegensatzpaare, Bagang) werden also zur Verlaufsbeurteilung der Störung herangezogen.

Tab.1: Schmerzdifferenzierung nach Außen-Biao und Innen-Li
    Außen   Innen
Beginn   akut   langsam
Dauer   kurz   länger bis sehr lang
Symptom   ja   nein
Zunge   Normalbefund   stark verändert
Puls   oberflächlich   tief


Sind die Schmerzen durch äußere bioklimatische Faktoren bedingt, ist der Therapieansatz relativ einfach und das Störungsbild spricht gut auf die Therapie an. Das Prinzip lautet: Alle Stasen von QI und Blut-XUE zu beseitigen und die eingedrungenen pathogenen Faktoren über die Schweißsekretion auszuleiten. Innere Faktoren, also psychische Faktoren, dagegen sind wesentlich schwieriger zu therapieren. Die Erkrankungsebene liegt bedeutend tiefer, die Schmerzen entstehen durch innere Störungen mit Disharmonie der Zang-Fu-Organe und damit ganzer Funktionskreise. Ziel kann hier nur die Harmonisierung des ganzen betroffenen Funktionskreises zur Schmerzlinderung sein.

Auch das zweite Gegensatzpaar ist in der Lage uns Aufschlüsse über die Art der Schmerzen zu geben. Äußere Kälte und YANG-Leere führen zur Unterfunktion innerer Organe. Symptome sind Abneigung gegen Kälte, kalte Hände und Füße, blasse bis livide Haut, ein besonderes Verlangen nach Wärme, wenig Durst, klarer Urin, weicher Stuhl, weißer, feuchter Zungenbelag, langsamer Puls. Die Therapie besteht aus dem Vertreiben der Kälte, Wärmen des YANG, besonders Schröpfen und Moxa finden Anwendung.

Tab.2: Schmerzdifferenzierung nach Kälte-Han und Wärme-Re
    Kälte   Wärme
Haut / Gesicht   blass bis livide   rot
Hände / Füße   kalt   warm
Durst   nein   ja
Steifigkeit   ja   nein
Urin   klar   trüb / tiefgelb
Stuhl   oft Diarrhoe   oft Obstipation
Zunge   blass   rot
Zungenbelag   weiß   gelb
Puls   langsam   schnell


Durch Hitze verursachte Schmerzen entstehen durch Eindringen des äußeren Faktors oder durch Umwandlung des gegenpolaren inneren Faktors Kälte in Hitze, auf YANG-Fülle oder YIN-Leere, also Mangel-Hitze durch fehlendes YIN. Symptome sind Abneigung gegen Hitze, Fieber, Kopfschmerzen, Durst, gelben, hochgestellten Urin, heiße Hände und Füße, Ruhelosigkeit, Schlafstörungen, Obstipation, roter Zunge mit gelben Belag, schnellem Puls. Die Therapie besteht aus dem Klären der Hitze, Fieber senken, Blut kühlen und damit die Schmerzen beseitigen.

Tab.3: Schmerzdifferenzierung nach Fülle-Shi und Leere-Xu
    Fülle   Leere / Mangel
Beginn   akut   langsam, allmählich
Dauer   kurz   lang
Lokalisation / Manifestation   lokal / fixiert   wandernd
Berührung / Druck   Verlangen nach Druck und Massagen   Abneigung gegen Druck und Massagen
Intensität   konstant   intermittierend
Puls   voll   leer


Mittels des dritten Gegensatzpaares erfolgt die Beurteilung der Kraft des Abwehr-QI und der Aktivität der pathogenen Faktoren. Dabei bedeutet Fülle eine Hyperaktivität von pathogenen Faktoren, Mangel / Leere / Schwäche dagegen spiegelt die Folge von verbrauchtem essentiellem QI wieder. Die Differenzierung ermöglicht die therapeutisch wichtige Entscheidung, ob man die pathogenen Faktoren beseitig, also ausleitet oder ob besser das Abwehr-QI gestärkt werden muss.

Nicht zu den klassischen Gegensatzpaaren-Bagang gehörend, trotzdem für die Schmerzdifferenzierung wichtig sind die Gegensätze Feuchtigkeit-Shi und Trockenheit-Zao, da sie sich auf den Zustand der Körperflüssigkeiten-Jinye beziehen. Feuchtigkeit führt zur Blockierung er Leitbahnen und verursacht durch diese Stase Schmerzen vom Fülle-Typ. Dagegen dringt Trockenheit von außen ein oder beruht auf einem Nährstoffmangel. Therapie durch Nährstoffzufuhr, damit Verbesserung der Sekretion von Körperflüssigkeiten-Jinye und Befeuchten aller betroffenen Strukturen lösen die Krämpfe und beseitigen den Schmerz.

Tab.4: Schmerzdifferenzierung nach Feuchtigkeit-Shi und Trockenheit-Zao
    Feuchtigkeit   Trockenheit
Mattigkeit   ja   nein
Schweregefühl   ja   nein
Fülle   ja   nein
Appetit   vermindert   normal
Mund   wässrig   trocken
Nase   laufend   trocken
Hals   verschleimt   trocken
Urin   klar   trüb / tiefgelb
Stuhl   locker bis Diarrhoe   hart bis Obstipation
Zunge   gedunsen   schlank
Zungenbelag   schmierig, feucht   trocken, borkig
Puls   schlüpfrig   fadenförmig, abgehackt


Letztendlich lautet das vierte und entscheidende Gegensatzpaar der Bagang YIN und YANG, wobei die entscheidenden Aspekte im freien Fluss von QI und Blut-XUE zu sehen sind. QI ist also der YANG-Aspekt, Blut-XUE ist dagegen der YIN-Aspekt. Eine Stagnation von QI und/oder Blut-XUE wird immer zu Schmerzen führen. Grundprinzip ist also die Beseitigung der Stasen von QI und/oder von Blut-XUE. Beides muss frei zirkulieren um die Schmerzen aufzuheben. Schmerzfreiheit ist ein ausgeglichener Zustand von YIN und YANG, ist Homöostase.

Tab.5: Schmerzdifferenzierung nach QI- und Blut-XUE-Stagnation
    QI-Stagnation   Blut-XUE-Stagnation
Lokalisation   wandernd   lokal fixiert
Schmerzart   spannend, krampfend   stechend
Spannungszustand   weich   hart
Fülle   ja   nein
Tageszeit   tagsüber   nachts
Emotionen   verschlimmernd   ohne Einfluss
Zunge   nicht livide   livide
Puls   gespannt   abgehackt


Von der Theorie zur Praxis, von der Diagnostik zur Therapie, von der Differenzierung zur Auswahl der Punkte und deren Stimulationsart. Mehr darüber lesen Sie im Teil 3 wieder für alle lehrbar, lernbar und reproduzierbar, auf jeden Fall in den Kursen der DGfAN.

Getreu unserem Motto: Fit für die Praxis der Zukunft!


Dr. med. Reinhart Wagner
Facharzt für Allgemeinmedizin
Facharzt für Sportmedizin
Akupunktur, Chirotherapie, NHV
Kuhbacher Hauptstr. 71
77933 Lahr
dr.wagner@dgfan.de

Literatur beim Verfasser

Aktualisiert am: 17.10.2013


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